29.Kobermännchen-fest in Sangerhausen geht in die Planung.
Nach dem Fest ist vor dem Fest. Der Gewerbeverein hat noch im September das Datum zum 29. Kobermännchenfest festgelegt. Nach dem Erfolg des Jahres 2024 wird auch wieder das Medienhaus Heck mit der Ausrichtung des 29. Festes beauftragt. Beide Partner sind sich einig auch 2025 vom 05.September bis 07. September das größte Volksfest der Region zu einem überregionalen Ereignis zu gestalten. Auch 2025 steht der Marktplatz, die Kylische Straße, die Göpenstraße, die Roseninsel, die Marienanlage, die Bahnhofstraße , Die Dr. wilhelm Kültz Straße und der Bahnhofsplatz im Mittelpunkt des Festes. Traditionell am ersten Septemberwochenende steigt das Kobermännchen von seinem angestammten Platz im neuen Schloss und mischt sich unter das feiernde Volk. Die sagenumwobene Steinfigur ist seit 1997 Namensgeber des größten Festes in Sangerhausen. Wir sind bereits mitten in der Planung für 2024. Planen auch Sie einen Besuch des Kobermännchen-Fest mit Ausflügen zum Rosarium, Barbarossa und dem Erlebnis Bergbau im Röhrig Schacht.
Das Kobermännchen aus Sangerhausen
Das Kobermännchen im neuen Schloss – Amtsgericht – in Sangerhausen
Südlich gegenüber dem Rathaus am neuen Markt in Sangerhausen befindet sich die stattliche dreigeschossige Spätrenaissanceanlage des Neuen Schlosses. Der Kurfürstlich-Sächsische Rent-meister Caspar Tryller, ehemaliger Amtsschösser in Sangerhausen, ließ die Gebäude im Auftrag des Dresdener Hofes errichten. Fünf Bürgerhäuser mussten weichen, als der Ostflügel von 1616 bis 1622 gebaut wurde. Der westliche Flügel stammt von 1586, er blieb erhalten und wurde in die Schlossanlage einbezogen.
Als weiteres städtebaulich markantes Bauteil ist der an der südöstlichen Gebäudefront gelegene zweigeschossige Renaissanceerker zu nennen. Dieser war 1974 abgetragen worden. Nach seiner Rekonstruktion konnte er am 30. April 2010 wieder eingeweiht werden.
Heute befinden sich in den Gebäuden das Sangerhäuser Amtsgericht und das Grundbuchamt.
Ein besonderes bauplastisches Ausstattungsdetail im Westflügel stellt die Figur des „Kober-männchens“ dar. Ihr galt in der Sangerhäuser Öffentlichkeit immer eine besondere Aufmerk-samkeit. Umso betrüblicher war es, dass die 1,12 m hohe Sandsteinfigur in den 1980er Jahren mehrfach mit dunkelroter Alkydharzölfarbe überstrichen wurde. Die Plastik befand sich auf einem Zwischenpodest als Konsolträgerfigur im Mauerverband der Ostwand zur Toreinfahrt.
Die männliche Figur zeigt die typische Kleidung des 16. Jahrhunderts mit gerafftem Wams und Halskrause. Bedeutsam für die Signifikanz und Namensgebung ist der Umstand, dass es sich um einen Korbträger („Kober“) handelt. Am linken Arm trägt das Männchen diesen Kober, in dem er das Geld für den Bau des Schlosses herbeigeschafft haben soll, wohl als Hinweis auf die Einnah-men aus dem Bergbau.
Die Figur ist eines der Wahrzeichen der Stadt Sangerhausen und seit 1997 auch Namensgeber für das alljährlich am ersten Septemberwochenende in Sangerhausen stattfindende Altstadtfest, das „Kobermännchenfest“.
In einer Überlieferung steht, dass die Figur einen Bergmann darstellt und darauf hinweisen soll, dass das Schloss aus den Einkünften der thüringischen Bergwerke errichtet worden sei und ein Bergmann das nötige Geld herbeigetragen habe. Einer anderen Überlieferung zufolge brachte der Teufel in Gestalt eines Bauern das Geld in einem Kober dem Amtsschösser Caspar Tryller. Tryller soll dann zur Erinnerung daran ein steinernes Bild dieses Bauern in kleinerem Maßstab mit umge-hängtem Kober angebracht haben lassen.
Die Sage erzählt dann weiter: „Einmal kam ein Bauer aus der goldenen Aue zum ersten Male zum Steueramte und musste an dem Kobermännchen vorübergehen. Dabei zupfte er es an einem Ohre und sprach höhnisch: „Ei, ei, wo will der Kober mit dem Männchen hin? Der ist ja größer als Du.“ Da wurde plötzlich die kleine Gestalt zum Erstaunen des verblüfften Landmanns groß und größer, und ehe er einen Schritt zur Flucht tun konnte, erhielt er von der steinernen Hand des Riesen eine so gewaltige Ohrfeige, dass er zur Erde sank und zeitlebens das blaue Mal des Schlages behielt. Seit dieser Zeit bleibt das graue Männchen ungehänselt, und nicht ohne Bangen gehen die Kinder am äußersten Rande der Aufgangstreppe an ihm vorüber.“
Um den Hals des Kobermännchens legt sich eine Halskrause mit Falten, um den langen Kittel ein Gürtel. Diese Tracht entspricht weder der eines Bergmanns, noch der eines Bauern.
Durch die Initiative des Vereins für Geschichte von Sangerhausen und Umgebung e.V. konnte die Steinfigur des Kobermännchens nach erfolgter Restaurierung im November 2013 an einem neuen Standort in der Türnische des Treppenhauses vor dem Goldenen Saal aufgestellt werden.
Dank zahlreicher Spender wurde damit ermöglicht, dass ein wichtiger Bestandteil der Sangerhäu-ser Stadtgeschichte vor dem Verfall gerettet werden konnte.
Text: Helmut Loth, 2019
Quellen:
1. Geschichte der Stadt Sangerhausen, Friedrich Schmidt. Erster Teil, 1906, S 550 ff.
2. Mitteilg. d. Ver. f. Gesch. u. Naturwissensch. in Sangerhausen u. Umgegend, Zweites Heft, 1917,
S. 166-169
Fotos: Verein f. Geschichte v. Sangerhausen u. Umgebung e.V.
Landesamt für Denkmalpflege und Archäologie Halle
Dina Berger-Schmidt